dieses Wochenende enthielt so ziemlich alles, was man als Redner erleben kann. Vom riesigen Saal mit über 1000 Sitzungsbesuchern bis zur kleinen Eckkneipe und drangvoller Enge, von festlich bis leger. Die Kunst besteht darin, sich auf die wechselnden Situationen einzustellen und darauf zu reagieren. Doch der Reihe nach.
Für jeden Künstler ist es eine Ehre im Rahmen einer Prinzenproklamation auftreten zu dürfen. Wenn es sich dabei dann auch noch um die Proklamation in einer der drei rheinischen Karnevalshochburgen Köln, Bonn oder Düsseldorf handelt, bedeutet dies eine Ehre von besonderem Ausmaß. Eine solche wurde mir am vergangenen Freitag im Rahmen der Prinzenkürung in Düsseldorf zuteil. Im Rheingoldsaal der Rheinterrassen fand unter großer Anteilnahme der Medien die ausgesprochen festliche Inthronisierung von Prinz Simon I. (Lindecke) & Venetia Rebecca (Frankenhauser) statt. Es begann mit dem Einzug von über 200 Musikern verschiedener Traditionscorps, die einen irren Sound in den Saal zauberten. Dann kam ich (Dä Tuppes vum Land) und ich darf sagen, dass ich meinen Auftritt sehr genossen habe. Es hat mir großen Spaß gemacht, denn das Publikum war aufnahmefähig und bereit, den leisen Tönen eines Reimredners zu lauschen. Vielen Dank an dieser Stelle an Dagmar Kockerols von der ZAV-Künstlervermittlung sowie an Stefan Kleinehr (Sitzungspräsident der Fernsehsitzung "Düsseldorf Helau") für dieses tolle Erlebnis...Gänsehaut pur. Unmittelbar nach mir zog dann das neue Prinzenpaar in den Saal, alle Besucher hatten rot-weiße Fähnchen in der Hand und ja...es kann nichts größeres auf diesem Planeten geben, als einmol Prinz zo sin.
Mit Betrachtungen dieser Art konnte ich mich allerdings nicht länger beschäftigen, da ich an diesem Abend noch weiter musste oder besser gesagt, weiter durfte. Von der Düsseldorfer Prinzenkürung ging es nämlich direkt nach Bockeroth...Bockewas?? Bockeroth...einem Ortsteil von Königswinter im wunderschönen Siebengebirge zur Großen Prunksitzung des Tanzcorps Sternschnuppen Bockeroth e.V., wo Udo Kurenbach als Literat fungiert und sich darüber freute, dass ich es tatsächlich pünktlich geschafft hatte(Gott sei Dank war die A3 ausnahmsweise mal frei). Im Foyer traf ich auf nette Kollegen wie Botz un Bötzje sowie wenig später die 3 Söck und die Jungs von KBE (Kappes Boore Express). Hier in Bockeroth durfte ich einmal mehr erfahren, warum es sich als Redner lohnt, ins Siebengebirge zu fahren. Diese Region ist ein gutes Pflaster für stimmungsvolle Sitzungen, in denen Redner ebenso noch zum Programm dazu gehören, wie schmucke Tanzcorps und fetzige Musikgruppen. Das Publikum ließ sich nicht lumpen und forderte lautstark Zugabe. Nach meinem Auftritt setzte ich mich in den Saal, ließ mir die Kombination aus Schnitzel und Kaffee gut schmecken und genoss den Auftritt von KBE, deren Titel "Marieche danz för mich"mir seit der Releaseparty von "Karneval ja Karneval" nicht mehr aus der Birne geht. Auf der Rückfahrt hatte ich dann noch eine ziemlich verrückte Idee. In dem einen oder anderen Vorgarten leuchteten bereits die ersten Weihnachtsbäume und ich fragte mich, wie am Heiligabend wohl unser Baum ausschauen würde, wenn wir ihn mit dem aktuellen Sticker der Sternschnuppen Bockeroth schmückten. Dieser Sticker besteht nämlich aus einer gold-gelben Sternschnuppe, an dem ein Tanzmariechen hängt...dazu noch Trömmelche, Kamelle und rot-weiße Lichterketten in dr Baum und oben auf der Spitze et Dreigstirn. Unter der Tanne fährt dann nicht die Modelleisenbahn, sondern Dr Zoch kütt und leise klingt es aus den Tiefen der Nordmanntanne...Du bess die Stadt von den Bläck Fööss...da muss ich mal dringend mit meiner Frau drüber reden.
Am Samstag ging es dann zum Spendenmarathon zugunsten des gemeinnützigen Vereins "himmel & ääd e.V." - För Kindersielcher en Nut, in die Kölner Schwulen- und Szenenkneipe Casino-Eck, wo die so oft beschworene kölsche Toleranz tatsächlich gelebt und gefeiert wird. Initiator der Benefizveranstaltung war Didi (Cologne) Nichau, der durch das Programm führte und selbiges auch zusammengestellt hatte. So traten nebem dem Tuppes vum Land auch die Kölsche Römer, die Senkrechtstarter Cat Ballou sowie minge Fründ und Rednerkollege Ralf Knoblich alias Dä Knubbelisch vum Klingelpötz auf. Herrliche Stimmung, Zugabe und zum Abschluss noch die Kneipe auf den Kopf gestellt mit "Maach et hück". Su jet jit et nur en Kölle.
"Zurück zu den Wurzeln", hieß es dann wenig später für mich bei der Prunksitzung und Proklamation der KG Fidele Birker 1991 e.V. in Lohmar-Birk. Im Jahre 2006 hatte ich hier einen meiner ersten größeren Auftritte und freute mich sehr, endlich wieder hier zu sein. Viel ist in der Zwischenzeit passiert und nie hätte ich es damals für möglich gehalten, dass ich mal im Fernsehen auftreten würde und heute auch in den großen Kölner Sälen unterwegs sein darf. Damals handelte meine Rede vom Radklassiker "Rund um Köln", den ich auf einem rosafarbenen Damenrad bestritt und am Ende sogar gewann, weil ich der einzige Teilnehmer war, der sich ausschließlich mit gehaltvollem Kölsch gedopt hatte. An meine Anfänge in Birk erinnerte sich auch Sitzungspräsident Günter Andermahr, der mir nicht nur den aktuellen Sessionsorden überreichte, sondern auch noch eine Kopie meines ersten Vertrages von damals, den er dazu extra in einen schönen Glasrahmen gefasst hatte. Liebe Fidele Birker, dieser Rahmenvertrag (was für ein Wortspiel...) erhält bei mir einen Ehrenplatz und ich freue mich schon heute auf ein Wiedersehn in Eurem schönen Bürgerzentrum.
Weitere Impressionen demnächst hier im Blog.
Lieben Gruß
Euer Tuppes