Samstag, 19. Mai 2012

Ein Gedicht für Dä Tuppes vum Land...

Hallo leev Jecke,


der Sommer steht vor der Tür und von mir aus könnte die Session schon wieder losgehen. Ich habe in den letzten Wochen ne ganze Menge ziemlich guter Texte geschrieben und bin für die Zeit der Auswahl- und Vorstellabende schon heute bestens gerüstet.

Wie ich ja schon oft in meinem Blog berichtet habe, erlebst du manchmal Momente und Eindrücke, wie du sie nur im Fastelovend erleben kannst. Ein solcher Moment war in der vergangenen Woche wieder an Tagesordnung, als ich ein sehr langes und ausgesprochen nettes Gespräch mit Herrn Erich Höhner führen durfte. Erich Höhner ist 86 Jahre jung und ein Karnevalist durch und durch. Für die Große Kölner Karnevalsgesellschaft von 1882 e.V. hat er über viele Jahre hinweg in deren Magazin „Dat wor et“ die Sessionen Revue passieren lassen. Dazu fasste er sämtliche Veranstaltungen, Sitzungen und Vorkommnisse in gereimter Versform zusammen. Inzwischen gibt es sogar ein komplettes Buch mit seinen Gedichten und Anekdoten (ISBN 3-936253-09-9) und ich bin vom flüssigen Rhythmus seiner Reime hin und weg.

Erich Höhner saß am 15. Januar 2012 im Gürzenich, als ich bei der Großen Kölner meinen viel umjubelten Auftritt hatte. Erich war an diesem Tag schwer erkältet und hielt nur bis zur Pause durch…bis dahin hatte er aber etwas auf der Bühne gesehen, was sein Reimrednerherz offensichtlich sehr erfreut hat: Dä Tuppes vum Land

Darüber hat er ein wunderbares Gedicht geschrieben und ich fühle mich außerordentlich geehrt, dass er mir dieses gewidmet hat. Mit seinem Einverständnis, möchte ich es Euch hier gerne vorstellen:


Erich Höhner


Dat wor et 2012

Abschied von der Narrenbühne


Dat wor et, wie könnt’ ich es wagen

der „Großen Kölner Narrenschar

zu der Session etwas zu sagen,

in der ich kaum zugegen war.


Zudem ein Vortrag noch in Reimen,

dass man in Köln den hören will,

davon konnte ich nur träumen,

und dacht’ mir drum: Sei lieber still !


Doch all dies galt nur bis um achte

am fünfzehnten des Januar

als auf die Narrenbühne brachte

man einen neuen Dichterstar.


Perfekt gereimt in Kölschen Tönen

da einem „Tuppes“ Beifall galt

der konnt’ mit mehr das Volk verwöhnen

als was kam sonst vom Märchenwald


Vorbei nun, dass in Mainz alleine

sich ein Narr mit Reimen brüsst’

ist es zunächst auch nur der eine

den in Köln die Muse küsst.


Die Sternstund auf der Narrenbühne

auch Wüst als Präsident erkannt,

dazu der Kommentar, der kühne,

in dem er meinen Namen nannt’


Geschwächt von dem Bronchialinfekte

der’s an dem Tag mir angetan,

zunächst mich der Gedanke schreckte,

ich hörte dies im Fieberwahn.


Doch als zugleich vom Hauspoeten

Franz Roeder dann die Rede war

der in der Bütt den Reim vertreten

wurd mir mein Glück der Stunde klar.


Mit Gänsekiel, dem Überdichter

zu hören mich in einem Zug,

dafür weiß als Poet, als schlichter

bis heute ich nicht Dank genug.


Denn ich konnt’ doch nie erwarten

so wüst geadelt nun zu sein . . .

nun stellen sich bei Ehrenkarten

nie mehr Gewissensbisse ein.



Doch meine Reime, noch so flotte,

sie dienten Kölschem Brauchtum kaum

ich war geneigt stets mehr dem Spotte,

sogar noch unterm Weihnachtsbaum


Und fanden drum als Versemacher

für mich nie höhere Weihen statt

als „Über mich und sich auch Lacher“

ich ja die „Große Kölner“ hatt’.


Den Dank dafür nicht zu versäumen,

denk’ ich zurück an viele Jahr,

in denen wenigstens im Reimen

auch ich ein „Großer Kölner“ war.


Und heißt’s „Dat wor et“ nun zu sagen,

dass ich auf Narrenbrettern stand;

muss drob die Muse nicht verzagen,

sie küss’ den Tuppes jetzt vom Land.


Lieber Erich…ganz herzlichen Dank!!!

Bis die Tage

Euer Tuppes