Dienstag, 4. Dezember 2012

Gedanken zum Advent...1. Kerze



Gedanken zum Advent – 1. Kerze

Pünktlich zu Weihnachten beschäftigen sich Heerscharen von Sprachforschern mit der Suche nach „dem Wort des Jahres“. Also dem Wort das in besonderer Weise die vergangenen zwölf Monate geprägt hat. Manche Wörter waren vor einem Jahr noch gar nicht bekannt, gehören aber heute zum festen Bestandteil unserer Sprache.
In der vergangenen Woche kürte eine Jury des Langenscheidts-Verlags die Wortkreation „YOLO“ zum Jugendwort 2012. „YOLO“ ist weder eine neue Piratenpartei, noch eine abgefahrene Hip-Hop-Formation, sondern steht für „YOU ONLY LIVE ONCE“. Das ist Englisch und bedeutet: DU LEBST NUR EINMAL. Eine sensationelle Erkenntnis. Früher hieß das „carpe diem – nutze den Tag“.

Und da heißt es immer, mit der Jugend von heute sei nix los. Ich finde die Erkenntnis „Du LEBST NUR EINMAL“ ein großartiges Zeichen von Reife, denn Vielen dämmert es ja erst mit 80 oder 90, dass zumindest das irdische Leben so eine Art one-way-ticket sein könnte.
Ginge es nach mir, hätte man das Wort „Hysterie“ auf Platz 1 gewählt. Dieses Wort sieht man zwar nicht so häufig in ausgeschriebener Form, sondern liest es eher zwischen den Zeilen bzw. „über“ den Zeilen. Schaut man sich nämlich aktuelle Berichte aus den Medien an, wird aus Banalem eine Sensation.

Beispiel?
„Autofahrer von Wintereinbruch überrascht“. Liebe Autofahrer, wir haben Anfang Dezember und leben auf der nördlichen Erdhalbkugel. Ich finde dass man unter diesen Vorzeichen nicht wirklich vom Winter überrascht werden kann. Die BILD titelte sogar „Deutschland rüstet sich gegen die Russenpeitsche“. Besonders ältere Mitbürger, die den Weltkrieg erleben mussten, dürften darüber den Kopf geschüttelt haben. Und weil es den Medien offenbar an echten Sensationen mangelt, lautete eine weitere Überschrift: „Warum trägt Xavier Naidoo immer Sonnenbrille?“ Die sollten mal lieber fragen, warum ich immer Ohrstöpsel trage, wenn der singt. Und weil die Boulevardpresse es sich gerne einfach macht, verwundert nicht der Versuch, Schlagzeilen aus dem Vorjahr auf die Agenda zu hieven. „Neuer Giftanschlag auf Weihnachtsmarkt – Glühwein gepantscht?“  Auf einem Berliner Weihnachtsmarkt gab es offensichtlich eine Dame, die über Übelkeit, Bewusstseinsstörungen und Ohnmacht klagte. Nach der wievielten Tasse Glühwein die Symptome eingetreten waren, darüber wurde allerdings nichts bekannt. Tipp: nach der fünften Tasse mal rüber zum Bratwurststand oder auf Kakao umsteigen.

Und wo wir schon bei Tipps sind. Auch der TÜV hat sich vergangene Woche zu Wort gemeldet und den (Achtung Wortspiel) „brandheißen“ Tipp gegeben, bei der Weihnachtsbeleuchtung um Himmels Willen auf B-Ware zu verzichten, weil diese das Zeug hat, Ihnen schneller die Bude in Brand zu stecken, als Sie „Weihnachten“ sagen können. Darüber hinaus wird empfohlen, die Festillumination auch nur im autorisierten Fachhandel zu erwerben und nicht auf schlecht beleuchteten Autobahnrastplätzen aus den Kofferräumen osteuropäischer Händler.
Wenn Sie in einem Anflug vorweihnachtlicher Nächstenliebe jemanden eine Freude bereiten möchten, verschenken Sie doch Adventskalender. Die sind in diesem Jahr besonders wertvoll, weil mineralölhaltig. Wenn sich das geschmacklich durchsetzt, könnten spätestens zu Ostern weitere Variationen in den Handel gebracht werden wie z.B. Schokohasen mit 75% Kakaoanteil und 25% Kerosin. Das wäre dann eventuell auch eine große Chance für die Stadt Wesseling, die derzeit auf einem riesigen unterirdischen Kerosinsee hockt und darauf wartet, dass das Zeug entweder versickert oder ihr um die Ohren fliegt.

Und wer sich beim diesjährigen Schmücken der Nordmanntanne mal nicht im Kabelgewirr der Lichterkette verheddern möchte, sollte sich die ultimative Neuheit gönnen: kabellose LED-Kerzen mit Halteklipp und Echtwachs, die mittels einer Fernbedienung vom Sessel aus eingeschaltet werden können. Das ist zwar nicht ganz billig, aber wie haben wir diese Woche gelernt?!
YOLO – Du lebst nur einmal!

Einen guten Start in den Advent.
Euer Tuppes