Samstag, 10. Dezember 2011

Kabarettistische Gedanken zum Advent…3. Kerze

Damit das Lesen meines Blogs für Sie nicht nur einen rein unterhaltsamen Wert hat, sondern auch einen praktischen Nutzen, erlaube ich mir, Ihnen heute einmal echte Lebenshilfe zu erteilen. Um im vorweihnachtlichen Überlebenskampf nicht vorzeitig auf der Strecke bleiben, und bereits zwei Wochen vor dem Fest zu einem nervlichen Wrack zu mutieren, sollten Sie sich etwas Gutes tun und dabei gleichzeitig Selbstvertrauen gewinnen. Wie das geht, zeigt Ihnen die nachfolgende Übung:


Sie befinden sich in einem größeren Wellness-Tempel und haben sich für die Ostperuanische-Klangschalen-Sauna entschieden. Gehen Sie wie folgt vor und beachten Sie die detailgetreue Ausführung der Übung:

Öffnen Sie selbstbewusst und ungeachtet Ihrer Problemzonen sowie anderer körperlicher Unzulänglichkeiten die Tür, treten Sie mit dem entspanntesten Gesichtsausdruck aller Zeiten und einem beschwingt, wippendem Schritt ein und strahlen Sie Selbstzufriedenheit aus. Innerlich aufgeräumt und betont fröhlich, grüßen Sie die Anwesenden mit einem freundlichen „Guten Tag allerseits“, steuern den letzten noch freien Platz im Schwitztempel an und beginnen damit, Ihr Ernstings-family-Designer-Sauna-Handtuch zu entfalten.

In einer schon arrogant wirkenden Langsamkeit, nehmen Sie Platz und lassen sich genüsslich nach hinten sinken. Kurz unmittelbar bevor Sie und Ihr Luxuskörper die gewünschte Sitzposition eingenommen haben, klatschen Sie einmal laut in die Hände (damit Ihnen die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden sicher ist), reiben die Handinnenflächen aneinander, so als würden Sie sie wärmen wollen und lassen Sie deutlich vernehmbar den Satz fallen: „Aaaaahhhhh….eeendlich alle Weihnachtsgeschenke beisammen…nun kann Weihnachten kommen“.

Spätestens jetzt, wird Ihren Mitsaunagästen der Schweiß auf der Stirn stehen, was in dem Fall aber NICHT am Vanille-Spekulatius-Aroma-Aufguss liegen dürfte, sondern am plötzlich emporsteigenden schlechten Gewissen, verbunden mit der profanen Einsicht, dass selbst man sich noch um KEIN EINZIGES (!!) Weihnachtsgeschenk gekümmert hat, stattdessen aber faul, träge und behäbig mit dem Arsch in der Sauna sitzt.

Um die Aktion zu ihrer vollen Entfaltung gelangen zu lassen, schieben sie verschwörerisch augenzwinkernd hinterher, dass Sie soeben aus dem Elektrofachmarkt Ihres Vertrauens kommen, wo es heute und zwar NUR HEUTE, im Rahmen einer vorweihnachtlichen Rabattaktion das neue iPhone für die Hälfte gibt.

Lehnen Sie sich nun entspannt zurück und genießen Sie das Schauspiel einer sich leerenden Sauna. Die zwei oder drei dann noch verbleibenden Saunagäste, sind entweder taub oder haben Ihre Weihnachtsgeschenke im Internet bestellt.

Sollte Ihnen diese kleine List auf seltsame Art und Weise bekannt vorkommen, könnte das daran liegen, dass Rating-Agenturen haargenau denselben Trick anwenden. Durch gezieltes Streuen, halbgarer Informationen, diverser Unwahrheiten und schwammiger Vermutungen, wird übertrieben hektisches Handeln ausgelöst, welches in aller Regel in keiner Relation zur gemachten Aussage steht.

Dieses Phänomen lässt sich in leicht abgewandelter Form sogar auf jeder betrieblichen Weihnachtsfeier beobachten und versetzt SIE in die Lage, aus einem harmonisch vor sich hin dümpelnden Adventskaffee, einen kriegsähnlichen Zustand zu machen.

Haben Sie Zweifel?!

Dann werfen Sie doch auf Ihrer diesjährigen Betriebsweihnachtsfeier einfach mal die verbale Brandfackel in die Runde und schneiden in einem Nebensatz das Thema „Brückentage 2012“ an. Ich garantiere Ihnen…nach kurzer Zeit brennt der Baum und es fliegen die Fetzen.

In diesem Sinne…bleiben Sie entspannt und behalten Sie die Nerven! Schönen 3. Advent

Tuppes :-)

P.S.

Auf der Kölner Schildergasse wurden in den letzten Tagen vermehrt sogenannte „Flitzer“ aufgegriffen und in Polizeigewahrsam genommen. Nach ersten Ermittlungen handelte es sich jedoch nicht um Exibistionisten oder exzessive Anhänger der Freikörperkultur, sondern um völlig verwirrte und unter Schock stehende Saunagäste, denen irgendjemand erzählt haben muss, dass es in der Innenstadt das neue iPhone für die Hälte gibt.