Montag, 18. Januar 2010

Bei den Pfarrsitzungen schlägt das Herz des Karnevals


Leev Fastelovendsjecke,

nach meinem spannenden Fernsehsitzungs-Debüt am vergangenen Donnerstag, kehrte für mich an diesem Wochenende endlich wieder so etwas wie Normalität in mein Leben als Büttenredner ein. So schön Fernsehauftritte auch sind, so anstrengend und nervenaufreibend sind sie.

Daher habe ich mich sehr darüber gefreut, in den letzten Tagen endlich wieder durch die Säle ziehen zu dürfen und dabei ganz nah dran zu sein, am Publikum und den vielen Jecken auf den Prunk-, Kostüm-, Veedels-, oder Pfarrsitzungen in und um Köln herum. Die Situation ist da wesentlich entspannter, als im Fernsehen und man kann sogar während des Auftritts auch mal von der Bühne herunterklettern und durch die Reihen gehen. Hier bekommst Du die Reaktionen der Leute unmittelbar und hautnah mit, was schon mit dem Einmarsch durch den Saal beginnt.

Ob bei der Bürgersitzung der Bürgergemeinschaft Siegburg-Zange, beim Karnevalistischen Abend „Die einmaligen Clowns von Langel e.V.“, bei der Proklamationssitzung des Festkomitees der Karnevalsfreunde Oberodenthal e.V., beim Karnevalskostümball des „Quartett-Vereins Köln-Longerich 1904 e.V.“ oder beim „Ovend Unger Uns“ der „Närrische Geissböck vun 1977 e.V.“, überall herrschte eine famose und herzliche Stimmung. Dass sich ein Karnevalsclub nach dem Maskottchen eines Fußballvereins benennt, ist ein Phänomen, das es wohl auch nur in Köln geben kann. Da muss man dankbar sein, dass der FC erst gestern am Sonntag gespielt (und verloren) hat und nicht schon am Freitag, sonst wäre es mit der guten Stimmung wahrscheinlich vorbei gewesen.


Gelegentlich werde ich gefragt, was es mit dem Begriff „Pfarrsitzung“ auf sich hat und was das eigentlich genau ist. Eine Pfarrsitzung ist eine Karnevalsveranstaltung, die nicht durch eine Karnevalsgesellschaft-, oder einen Verein organisiert wird, sondern von einer kirchlichen Institution, nämlich einer Pfarrgemeinde. Veranstaltungsort ist meistens ein Pfarrsaal oder die Aula einer Schule und nicht selten kommt es vor, dass auch die Mitglieder einer Pfarrgemeinde eigene Programmbeiträge einstudieren und vorführen. Über eines sind sich die Experten einig: wer echten kölschen Fastelovend erleben und spüren will, sollte sich darum bemühen, Eintrittskarten für eine der zahlreichen Kölner Pfarrsitzungen zu ergattern. Das ist allerdings leichter gesagt, als getan. Bei manchen Veranstaltungen ist es nämlich völlig ausgeschlossen, irgendwie an Karten zu kommen. Es gibt Pfarrsitzungen, die seit mehr als 20 Jahren ausverkauft sind und man munkelt sogar, dass die Eintrittskarten dafür, nicht verkauft, sondern ausschließlich nur vererbt werden. Ein Glückspilz also, wer eine solche Karte hat.

In einem Saal voller Glückspilze durfte ich gestern auftreten und zwar bei der Pfarrsitzung der Katholischen Kirchengemeinde „St. Matthias & Maria Königin“ in Köln-Bayenthal, eine der größten Sitzungen dieser Art in ganz Köln. Sonntagnachmittag und der ganze Saal ist gefüllt, mit bunt kostümierten und bestens gelaunten Jecken. Bei Pfarrsitzungen scheint es übrigens auch kein Generationenproblem zu geben, denn hier feiert alt und jung gemeinsam. Auf die tolle Atmosphäre wollten weder Blom un Blömcher noch meine Rednerkollegen Schlabber un Latz verzichten. Und selbst die Höhner ließen es sich nicht nehmen, in Bayenthal aufzutreten um dort ihre allseits beliebten Hits zu bringen.

Die Höhner sind die derzeit erfolgreichste Band Deutschlands und DER Kölner Exportschlager schlechthin. Trotz des Riesenerfolges sind die Musiker um Frontmann Henning Krautmacher aber auf dem Boden geblieben und absolut sympathisch. Nach meinem Auftritt, zu dem mich übrigens meine Frau und unser Töchterchen begleiteten, traf ich die Höhner in einem zur Garderobe unfunktionierten Klassenraum. Wir kamen gleich ins Gespräch, plauderten über den Fastelovend und Andrea machte rasch noch ein Bild von uns, bevor es dann zum letzten Auftritt an diesem Wochenende ging. Die Seniorensitzung des „Festkomitees Wesselinger Karneval e.V.“ war der krönende und stimmungsvolle Abschluss eines wirklich tollen Wochenendes.

Ganz herzlich bedanken möchte ich mich an dieser Stelle noch bei Herrn Lätsch, der als Präsident durch den Abend des "Quartett-Vereins Köln-Longerich 1904 e.V.“ führte. Selten wurde ein Auftritt von mir, so nett angesagt, wie von ihm. Das war eigentlich keine Ansage, sondern schon mehr eine Laudatio, aber die war richtig klasse und hat mir sehr gut gefallen.

Lieben Gruß

Euer Tuppes